Veröffentlicht in Lifestyle, Motivierendes

Reizüberflutung vorbeugen

Heute früh bin ich um 6 Uhr aufgestanden – yey! Wer meinen Blog regelmäßig verfolgt weiß, dass ich mir das Frühaufstehen schon öfter konkret vorgenommen habe. Heute habe ich es mal wieder mit voller Absicht versucht, nicht nur so halbherzig. Und statt auf halb 7 habe ich den Wecker ganz optimistisch auf um 6 Uhr gestellt, denn mal ehrlich: Wenn es draußen schon hell und lebendig ist, wie kann ich da noch faul in den Federn liegen? Ja ja, ich weiß. Können ist hier der falsche Begriff. Aber ich gehöre prinzipiell zu der Sorte Mensch, die sowieso früher oder später vom Licht aufwachen würde. (Und nein, ich schaffe mir keine Verdunkelungsvorhänge an. Da bekomme ich Platzangst. Aber das ist ein andere Geschichte…)

Und ich bin nicht nur freiweillig um 6 Uhr aufgestanden. Ich habe auch freiwillig erst über zwei Stunden später mein Handy eingeschaltet. Ach, war das herrlich! Ich habe gelesen, gefrühstückt und Sport gemacht und war dabei voll hier. Nur hier. In meiner Wohnung. Mit Körper und Geist.

Wenn du das sowieso immer bist, dann hast du meinen vollsten Respekt. Doch mir ist in den letzten Wochen mal wieder verstärkt aufgefallen, wie sehr mich mein ständiger Begleiter, das Smartphone, auf die Palme bringt – natürlich nicht bewusst. Bewusst nehme ich die Praktikabilität der schnellen Erreichbarkeit wahr, nehme Sprachnachrichten für Freunde auf und freue mich, dass ich sofort ein Youtube-Video einschalten kann, sobald ich „langweiligen“ Tätigkeiten wie Küche aufräumen, allein essen oder Zähne putzen nachgehe (Darüber habe ich schon einmal hier geschrieben). Ja, mir ist bewusst, dass es eigentlich nur auf das richtige Maß ankommt. Die Frage ist nicht ‚alles oder nichts‘. Und doch merke ich das immer erst zu spät… nämlich erst dann, wenn ich mich in einer stressigen Zeit befinde und mein Kopf überall verstreut ist. Wenn ich Entscheidungen treffen muss und gefühlt eine wichtige Information nach der anderen auf mich einströmt. Und dann auch noch der ganze Input aus dem Handy? Bilder, Nachrichten, Videos und Co.? Ich nehme es meinem Kopf nicht übel, dass er das nicht alles verarbeiten kann und meine Produktivität sich nach und nach verabschiedet.

Vielleicht ist das komisch. Aber für mich war es wirklich ein wahnsinnig tolles Gefühl, diese ersten Stunden des Tages nur für mich zu haben. Das was ich tat, tat ich mit voller Aufmerksamkeit. Wahrscheinlich ist das der Lebensstil, den andere als „achtsam“ bezeichnen würden. Ich stellte außerdem erneut fest, wie sehr Lesen meine Konzentration schult, auf positive, unangestrengte Weise (zumindest wenn mir die Lektüre zusagt). Und eigentlich war ich überzeugt davon, dass ich nie im Leben vor um 8 Uhr Sport machen könnte. Aber heute ging das, einfach weil ich schon vorher die Zeit hatte in Ruhe zu frühstücken und Energie zu tanken.

Gegen 8:15 schaltete ich mein Handy ein. Und ja, da waren tatsächlich eine Menge Nachrichten, die mich noch am Abend zuvor (nachdem ich mein Handy bewusst frühzeitig ausgeschaltet hatte) erreicht hatten. Die Annahme, dass diese mich nun komplett überwältigen würden, traf jedoch nicht zu. Denn auch das Einschalten des Handys und das Checken der Nachrichten geschah bewusst und es fiel mir erstaunlich leicht, schnell zu entscheiden, auf welche Nachrichten ich kurz antworten, mit welchen ich mir noch Zeit lassen konnte und welche keine Antwort benötigten. Mit solchen Entscheidungen ist mein Kopf manchmal den ganzen Tag über beschäftigt, weil ich mich ihnen dauerhaft aussetze. Ich lasse die Reize sozusagen ungehindert auf mich einströmen. Doch es gibt tatsächlich so etwas wie Entscheidungsmüdigkeit! Einen Punkt, an dem es sogar zu viel wird, zu entscheiden was man anziehen soll. Es sind die kleinen, sich anhäufenden Dinge, die manchmal das Fass zum überlaufen bringen können. Doch dem kann ich vorbeugen.

Auch nachdem ich mein Smartphone eingeschaltet hatte, stellte ich erfreut fest, dass ich konzentrierter meinen weiteren Tätigkeiten nachging. Dass ich mich besser dazu durchringen konnte, förmliche E-Mails zu schreiben und festzulegen, welche To do’s Vorrang haben. Dass ich beschwingter zum Supermarkt lief. Dass ich mehr Kraft für die Fahrradfahrt in die Stadt hatte. Ich fühlte mich einfach bereit für den Tag.

Für mich persönlich geht das alles Hand in Hand: eine gute Morgenroutine, Umgang mit dem Handy, genügend Schlaf… Da ich schnell reizüberflutet sein kann, nutze ich das bewusste Kontrollieren dieser Dinge, um ein Stoppschild vor die Überforderung zu setzen. Wer Reize nicht so ungefiltert aufnimmt, benötigt das vielleicht nicht. Doch wenn auch bei dir manchmal alles „einfach nur zu viel im Kopf ist“ und du nicht einmal mehr weißt, woran genau es überhaupt liegt, ermutige ich dich, kleine Alltagsgewohnheiten zu hinterfragen und neu auszurichten. Wie viel Input bist du tagtäglich ausgesetzt? Welcher Input ist nötig und welcher kann getrost verringert werden? Was kann dir helfen, bewusster im Hier und Jetzt zu leben? Mal funktionieren meine daraus resultierenden Vorhaben, so wie heute, mal auch nicht. Aber ich freue mich schon auf den nächsten ausgedehnten Morgen und werde selbst immer wieder Antworten auf diese Fragen suchen.

Was hilft dir, Reizüberflutung vorzubeugen? Kann auch dich manchmal allein schon dein Handy überfordern? Ich freue mich, von deinen Erfahrungen zu hören. Schreib mir dazu gern an: untangledforyou@gmail.com oder einen Kommentar bei Instagram oder facebook. (Warum es hier vorerst leider keine Kommentarfunktion mehr gibt, kannst du hier nachlesen.)

Constanze

(Photo by Chris Adamus on Unsplash)

Veröffentlicht in Allgemein, Aus dem Alltag, Motivierendes

Dazuzulernen ist nicht immer leicht

Wenn ich Großstädte besuche, habe ich plötzlich das Gefühl, vom Land zu kommen, obwohl das überhaupt nicht stimmt. Es ist für mich so, als würde ich eine ganz eigene Welt und Kultur kennenlernen, auch wenn ich mich nach wie vor in Deutschland befinde. Ist das nicht wunderbar? Um Neues zu entdecken, ist eine weite Reise also gar nicht nötig.

Kurze Städtereisen sind meiner Meinung nach etwas anderes als ein gewöhnlicher Erholungsurlaub am Strand oder in den Bergen. Und so habe ich auch bei unserem Besuch in Hamburg über das Himmelfahrtswochenende wieder einiges über mich gelernt – unter anderem, dass meine Neugier, Neues zu entdecken viel größer ist als ich manchmal denke. Ich möchte das Typische und Untypische einer Stadt kennenlernen. Ich will alte Gebäude sehen und wissen, wie es um der nächsten Ecke aussieht. Ich will erfahren, wer die berühmten Menschen waren, die einen Ort geprägt haben. Und seit ein paar Jahren gehe ich erstaunlicherweise auch ab und zu gern in ein Museum. (Oh Schreck, ich werde wohl erwachsen.) Ich gestehe, ich mag es, mich nach dem Besuch gebildet zu fühlen – als hätte ich auf einmal Allgemeinwissen. Es erstaunt mich zu sehen, wie Leute in anderen Zeiten gelebt haben, was sie bewegte und was das mit uns heute zu tun hat. (Liebe Grüße an meine Geschichtslehrerin.)

Doch was ist, wenn das Interesse fehlt?

Ich habe festgestellt, dass es nicht immer so leicht ist mit dem „Dazulernen“. Dass meine Wissbegier ihre Grenzen hat – nämlich dort, wo es mich überhaupt nicht interessiert. Neues dazuzulernen bereitet (was für eine Überraschung) nicht immer Freude und mein Kopf macht unter Umständen schon im Vorhinein „dicht“. So wie zum Beispiel damals im Mathematik-Unterricht. Ja, ich hatte kein Naturtalent fürs Rechnen, aber das größerere Problem war, dass ich mich mit zunehmender Klassenstufe der ganzen Sache verschloss. Sie interessierte mich nicht und ich wollte mich vor allem nicht dafür interessieren. Unter solchen Voraussetzungen offen für neue Rechenregeln zu sein ist schwierig. In gewisser Weise nahm ich meine etwas schlechteren Leistungen einfach in Kauf. Da ich ansonsten gut in der Schule war, konnte ich es mit meinem Gewissen vereinbaren. Aber geht das immer so? Man muss doch schließlich nicht alles können… oder?

Klar, ich muss tatsächlich nicht alles können und es ist sicherlich okay, dass ich kein Mathegenie geworden bin. Ich bin ein großer Verfechter von gabenorientiertem Arbeiten. Es begeistert mich zu sehen, was Teams vollbringen können, wenn sich jeder auf seine persönlichen Talente konzentriert. Ich finde es wichtig, Aufgaben sinnvoll zu verteilen und Gaben gezielt einzusetzen. So kann vieles effektiver, erfolgreicher und mit mehr Freude funktionieren.

Doch was ist, wenn es auch ohne Interesse funktionieren muss?

Da habe ich mich mal wieder auf frischer Tat ertappt… Diese Einstellung – Ich will ja nur gabenorientiert sein! – kann auch Faulheit in mir hervorrufen. Manchmal ruhe ich mich tatsächlich darauf aus. „Das ist nicht mein Ding, ich muss das nicht können. Damit beschäftige ich mich gar nicht erst.“ So leicht ist es nicht immer. Und oh wie gern gehe ich solchen Situationen aus dem Weg… Versuche, sie beiseite zu schieben. Hoffe, dass es irgendwie so funktioniert ohne dass ich mich mit dieser lästigen Sache beschäftigen muss, die mich null Prozent interessiert. Insgeheim sehne ich mir jemanden herbei, der es einfach für mich klärt…

Wenn du selbst Blogger oder Website-Betreiber bist dann weißt du wahrscheinlich schon, auf welches Beispiel ich nun hinaus möchte… Jap, die DSGVO. Das neue Datenschutzgesetz. Auch bei mir. Leider habe ich den schwerwiegenden Fehler begangen und diese ganze Sache lange Zeit nicht ernst genommen. „Ich bin doch nur ein kleiner, unwichtiger Blogger. Kann ja nicht sein, dass ich mich auf einmal mit irgendwelchem technischen, datenschutzrechtlichen Kram auseinandersetzen muss.“ Doch ich durfte nun feststellen, dass es nicht so leicht ist.

Technischen Angelegenheiten gehören zu genau jenen Dingen, für die ich nur schwer Interesse aufbringen kann. Ich verstehe außerdem kein Wort Internet-Jargon. Und ebenso wie damals im Matheunterricht wollte ich es bisher auch überhaupt nicht verstehen. Ich glaubte, dass ich das nicht müsste. Ich war froh, mein kostenfreie WordPress-Seite erstellt zu haben und wollte mich nur auf das Schreiben konzentrieren. Gabenorientiertes Arbeiten eben, oder? Folgender Wahrheit wollte ich nicht ins Auge sehen: Wer einen Blog betreiben will, muss sich mit mehr auseinandersetzen als nur mit dem Schreiben. Und an aktuelle Datenschutzgesetze muss ich mich eben auch halten.

Was ich jetzt schon dazugelernt habe…

Wenn ich etwas möchte, dann muss ich mich allumfassend damit beschäftigen. auch wenn das nicht immer Spaß macht. (Klingt wie eine Lektion aus der Kindheit, oder?) Da kann ich noch so oft davon reden, dass es nicht zu meinen Fähigkeiten gehört: Ich muss mich für neue Welten öffnen. Kann ja versuchen, es mir so vorzustellen wie den Besuch einer neuen Großstadt…

Und: Es ist möglich! Ich kann mir Dinge aneignen, für die ich mich nicht interessiere. Schritt für Schritt, ohne in Panik zu verfallen. Ich werde anfangen, die Internetsprache zu verstehen, herausfinden was genau „https“ bedeutet, was eine Datenschutzerklärung beinhalten muss und so weiter. Dabei muss ich ganz unten anfangen, meinen Schweinehund überwinden und die ersten kleinen Schritte wagen. Aber das ist okay.

Was sich hier verändern wird…

Ehrlich gesagt weiß ich noch nicht ganz genau, was sich nun verändern wird, da ich mich eben noch nicht allumfassend damit auseinandergesetzt habe. Ich werde dies so bald wie möglich tun. Allerdings ist es wahrscheinlich, dass ich es bis zum Inkrafttreten des Gesetzes am 25.05. nicht schaffen werde. Es ist somit möglich, dass ich meinen Blog für kurze Zeit der Öffentlichkeit nicht zugänglich machen kann. Keine Sorge: Ich werde zurückkommen! Bitte gebt mich nicht auf. 🙂 Ich werde mein Bestes geben, um die nötigen Maßnahmen so schnell und gut wie möglich umzusetzen. Hinweisen kann ich bereits darauf, dass ich höchstwahrscheinlich die Kommentarfunktion und das Kontaktformular schließen muss und es in Zukunft nicht möglich sein wird, meinem Blog per E-Mail zu folgen. Das ärgert mich sehr… Es ist jedoch notwendig, da ich eine kostenfreie WordPress-Version nutze, bei der bestimmte notwendige Anpassungen für die neuen Datenschutzregelungen nicht umsetzbar sind. (Von dieser kostenfreien WordPress-Version auf eine andere umzusteigen ist ebenso eine Möglichkeit für mich. Aber ihr müsst mir Zeit geben, denn ihr wisst ja: Noch bin ich ein frisch angekommener Tourist in dieser Welt.)

Deshalb möchte ich euch noch einmal verstärkt auf meine facebook- und Instagram-Seite hinweisen. Unter folgenden Namen bin ich zu finden:

  •  facebook: Life Untangled
  •  Instagram: Life_Untangled

Dort könnt ihr mir nach wie vor Kommentare hinterlassen, mit mir in Kontakt treten und mich auch dann verfolgen, wenn ich für eine Zeit lang nicht auf meinem Blog zu finden bin. Eine E-Mail könnt ihr mir außerdem weiterhin an: untangledforyou@gmail.com schreiben.

Ich freue mich, wenn ihre diese Möglichkeiten nutzt!

An dieser Stelle einen großen Dank an alle Blogger, durch die ich auf diese notwendigen Maßnahmen aufmerksam geworden bin und die mich mit reichlich Informationen versorgen.

Ich bin gespannt, was die Zukunft bringt und möchte lernen, mich meinen Unsicherheiten gegenüber bestimmten Gebieten zu stellen. Mir Wissen auch in solchen Bereichen anzueignen, denen ich früher nicht über den Weg getraut hätte. Welchen Bereich gibt es in deinem Leben, den du lieber ausklammerst? Lass dich ermutigen, den ersten kleinen Schritt zu wagen. Es ist möglich!

Constanze

 

Veröffentlicht in Gedanken, Glauben, Persönlichkeit

Die gesunde Mitte… oder: Wie bleibe ich fest im Sattel sitzen?

Was für ein frustrierender Abend!, denke ich. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, noch irgendetwas Produktives zu machen. Etwas für meinen Blog oder Sport oder diese eine E-Mail, die ich schon längst hätte schreiben müssen. Stattdessen komme ich später nach Hause als gedacht und kämpfe eine geschlagene Stunde gegen den Laptop an, der sich nicht aufladen lässt, weil alle Kabel nicht funktionieren. Jetzt liegen hier drei verschiedene Kabel und Netzteile herum. Der Anblick macht mich ganz verrückt. Und nun ist es schon so spät, dass ich ins Bett muss, weil es morgen wieder früh los geht. Toll.

Zum Glück ist mein Mann für ein kleines Krisengespräch zu haben (und natürlich auch für die Lösung des Laptop-Kabel-Problems). Ich erzähle ihm, dass ich frustriert darüber bin, dass ich meine Vorhaben nicht einhalten kann. Heute geht es mir dabei um meinen Blog. (Aber die gleiche Problematik kann sich ebenso um andere Vorhaben in meinem Leben drehen – Setz hier einfach das ein, was dich beschäftigt und manchmal stresst.) Vor einigen Monaten hatte ich mir fest vorgenommen, mindestens einmal in der Woche, am Donnerstag, etwas zu posten. Eine Zeit lang ist mir das sehr gut mit wenigen Ausnahmen gelungen. Ich hielt es für eine gute Idee, weil ich meinen Blog zu einer Priorität machen und eine gewisse Disziplin einkehren lassen wollte.

Nun ist es mir drei Wochen lang nicht gelungen, meine Donnerstags-Deadline einzuhalten. Ich ärgere mich über mich selbst und frage meinen Mann, ob es denn überhaupt Sinn macht, sich Vorhaben zu setzen. Wenn ich mit irgendeiner Sache voran kommen und mich weiterentwickeln möchte sind Vorhaben doch nötig, oder? Aber wenn ich sie nicht konsequent einhalten kann… was bringt das schon? Seine Antwort ist simpel und eigentlich logisch: „Vorhaben sind schon sinnvoll, aber es ist eben nicht so schlimm, wenn es mal nicht klappt.“ Und genau hier liegt mein Problem.

Ich scheine manchmal nicht die gesunde Mitte zu finden, sondern auf einer Seite des Pferdes herunterzufallen. (Hier habe ich bereits ein wenig darüber geschrieben.) Da ist die eine Seite, die produktive: Ich bin begeistert von etwas. Ich habe eine Idee. Ich lege los. Ich habe Spaß dabei und komme voran. In diesen Zeiten blühe ich auf und fühle mich so richtig lebendig. Meine Vorhaben sind ein wenig überambitioniert, aber das bemerke ich nicht. Doch dann kommt er plötzlich, der Einbruch: Aus irgendeinem Grund komme ich nicht so diszipliniert voran wie am Anfang. Vielleicht habe ich weniger Zeit oder ich fühle mich nicht so gut. Ich halte eine mir selbst gesetzte Deadline nicht ein oder bin nicht so schnell, wie ich es mir wünsche – und plötzlich steht alles still. Es gibt nicht nur eine kurze Pause, einen kleinen, verschmerzbaren Durchhänger. Ich bin so frustriert, dass ich die Sache komplett hinterfrage. Dann bleibt es beispielsweise nicht nur bei der einen Woche ohne Blogpost. Aus dem kleinen Inspirationsloch wird ein ganzes Gedankenkarusell: „Warum mache ich das eigentlich? Sind alle anderen nicht eh besser? Dieser Blogger postet doch auch jede Woche etwas! Ich muss dran bleiben, sonst kann ich gleich aufhören.“ Ich bin auf der anderen Seite des Pferdes heruntergefallen. Und die Inspiration für neue Ideen ist noch tiefer in den Keller gesunken. Diese gedankliche Barriere geschieht mir nicht nur beim Bloggen. Es sind immer mal andere Bereiche meines Lebens, in denen ich mich zu sehr unter Druck setze und nicht die gesunde Mitte finde.

Die große Frage ist: Warum mache ich das?

Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Klar, wenn ich ein wenig in der Vergangenheit wühlen würde, könnte ich vielleicht eine passable Antwort finden. Oder in diversen Persönlichkeitstest. Perfektionismus hat sicherlich eine Menge damit zu tun. Angst, zu versagen. Das Bestreben, Anerkennung zu finden durch das, was ich tue. Vergleiche mit anderen, die Ähnliches tun. Die Ungewissheit, ob ich mein Ziel jemals erreichen kann. Okay, vielleicht habe ich eine kleine Ahnung, warum… Auffällig ist auch, dass dieses Problem nur meine selbstgesetzten Ziele betrifft. In der Schule zum Beispiel habe ich gehorsam meine Soll’s erfüllt und kein Problem damit gehabt, Abgabetermine einzuhalten. Doch sobald ich mit dem Herzen bei einer Sache bin, steigt die Motivation ebenso wie die Versagensangst. Angst zeigt in diesem Fall, dass mir etwas wichtig ist. Die Frage, die also noch größer ist, lautet:

Was mache ich damit?

Was mache ich mit dieser Barriere, die ich mir regelmäßig selbst in den Weg stelle, obwohl ich ganz locker mit meinen Zielen und Vorhaben umgehen könnte? Wo ist sie, die gesunde Mitte: produktives Vorangehen ohne mich selbst unter Druck zu setzen und mich von meiner Versagensangst lähmen zu lassen?

Ich glaube, ich finde diese gesunde Mitte nicht in mir selbst, denn ich selbst stehe mir ja im Weg. Ich selbst bin es, die mich unter Druck setzt und mich mit anderen vergleicht. Das macht niemand anderer. Ja, ich kann meine Gedanken in gewisse Richtungen lenken und kontrollieren. Aber ehrlich gesagt: meine Gedanken gleichen manchmal einer ungezähmten Herde an Pferden, die wild durch die Gegend galoppiert…

Und das führt mich zu der Frage: Was genau bedeutet es, Gott zu vertrauen? Denn es ist schnell gesagt: „Ich vertraue darauf, dass Gott alles gut machen wird.“ Aber was bedeutet es, das zu leben? Da habe ich noch einiges zu lernen. Besonders dann, wenn ich mich zu sehr unter Druck setze. Vertraue ich wirklich in Gott, wenn ich in tiefe Frustration verfalle, nur weil ich es ein paar mal nicht geschafft habe, eine selbst gesetzte Deadline einzuhalten? Müsste dieses Vertrauen nicht auch beinhalten, dass ich daran glaube, dass Gott mich aus meiner Unproduktivität wieder herausholen kann? Nur weil ich unproduktiv bin bedeutet es nämlich nicht, dass ich das falsche Ziel verfolgt habe. Es bedeutet nicht, dass ich versagt habe und die Sache hinschmeißen kann. Gott ist nicht von meiner Menge an Inspiration abhängig. Darauf kann ich vertrauen.

Bedeutet dieses Vertrauen also, dass ich Gott alles machen lasse und mich zurücklehne? Da ist er: Der Trugschluss. „Okay, Gott, ich sehe nun, dass ich das allein nicht gebacken kriege. Jetzt mach du mal und ich geb es erst einmal auf.“ Das ist kein Vertrauen. Denn dahinter steckte ein: „Ich habe keine Lust mehr. Ich habe Angst. Ich lasse es lieber gleich.“ Wenn ich gar nicht erst in Bewegung bin, habe ich auch nichts, das ich Gott anvertraue. Wenn ich komplett aufhöre zu schreiben, nur weil ich an einem Donnerstag nichts gepostet habe, bringt mich das nicht weiter.

Wie also bleibe ich fest im Sattel sitzen?

Es gibt drei Punkte, die ich mir erneut bewusst machen möchte:

  1. Gott wird mich ans richtige Ziel bringen. Er lässt mich nicht einfach vor die Wand rennen oder eine Schlucht herunterfallen. Er sieht meine Träume und Herzensanliegen. Er sieht meine Motive und weiß, was gut ist. Er kennt das richtige Timing. Darauf darf ich vertrauen. Egal, ob mir Inspiration, Zeit oder Lust fehlt. Das ist mein Fundament, auf dem ich aufbaue. Der bequemste Sattel, in den ich mich setzen kann.
  2. Ich gebe das, was ich habe. Schritt für Schritt. Nicht mehr und nicht weniger. Simpel, oder? Und doch ist es manchmal so schwer. Menschen sind zu oft versucht, sich zu verausgaben und auszubrennen – oder in Lethargie zu verfallen, aufzugeben und zu resignieren. Keiner dieser beiden Zustände ist gesund. Doch wenn ich Gott Schritt für Schritt das zur Verfügung stelle, was ich jetzt gerade habe (die Zeit, die Kraft, die Ideen), kann er den Rest machen. Dann kann er genau das vollbringen, was das beste ist. Ja, er kann sogar Dinge vollbringen, die ich vorher nicht für möglich gehalten habe.
  3. Meine Schritte dürfen klein, machbar und konkret sein. Sie dürfen es nicht nur, sie sollten es sogar. Nur so kann ich sicherstellen, dass ich mich nicht selbst überfordere und trotzdem in Bewegung bleibe. Besonders gut tut es mir außerdem, wenn ich diese Schritte mit anderen bespreche. Projekte, die ich gemeinsam mit anderen angehe sind interessanterweise eher selten von meinem Problem, mich selbst unter Druck zu setzen, betroffen. Ich bleibe dabei nämlich nicht nur in meinem eigenen Kopf, sondern erarbeite realistische Ziele gemeinsam mit anderen. Gutes Teamwork ist genial! Und wenn ich etwas allein erreichen möchte, habe ich dennoch ausgewählte „Berater“ an meiner Seite.

Und zu guter Letzt noch einmal: Vorhaben sind okay. Ja, wirklich! Sie können uns fördern und voranbringen. Doch wenn Gott mir leise zuflüstert, dass diese Woche etwas anderes höhere Priorität hat als mein Blog-Beitrag dann ist das schlicht und ergreifend auch okay. Gott möchte, dass ich frei bin und mich von nichts versklaven lasse. Auch – ja besonders – nicht von mir selbst.

Constanze

(Photo by Sean Pollock)